Bericht zum Vortrag „Klimaschutz und Risikovorsorge in der Kommune“

Klimaberater Thomas Hirsch

Auf Einladung des grünen Kreisverbandes Odenwald-Kraichgau und der Grünen in Rauenberg kam Klimaberater Thomas Hirsch zum „alten Kino“ in Rauenberg und berichtete im Vorfeld der Weltklimakonferenz in Katowice über aktuelle Entwicklungen beim Klimawandel, Klimaschutz und über die möglichen Maßnahmen, die Kommunen ergreifen können.

Zunächst durfte Moderator Rolf Gramm die zahlreichen Interessierten begrüßen und wies zu Beginn auf den Sonderbericht des Weltklimarates hin, der den bisherigen Zielwert für die Erderwärmung von +2°C auf +1,5°C reduzieren musste, da sich die Auswirkungen bereits bei +2°C deutlich dramatischer darstellen würden, als bislang angenommen.

An die Ausführungen knüpfte Thomas Hirsch an und erläuterte, dass die aktuellen Klimamodelle eine Tendenz von 4°C im globalen Mittel erwarten. Bei einer globalen Erderwärmung von 2°C würde aber bereits keine klassische Agrarwirtschaft im Mittelmeerraum mehr möglich sein, sondern nur noch einzelne Sektoren wie der Weinanbau. Außerdem würde sich in Zentralafrika ein breiter Dürregürtel ausbreiten.

Doch schon heute seien die Folgen des Klimawandels bereits sichtbar: Durch die außergewöhnliche Dürre dieses Jahr in Deutschland musste man bereits ausgetrocknete Böden bis 1,80m Tiefe feststellen, was auch durch einzelne Regenfälle nicht mehr ausgeglichen werden kann, sondern nur durch einen wiederum außergewöhnlich feuchten Winter. Einzelne Wettereignisse würden außerdem länger andauern, da durch den Klimawandel und den damit verbundenen abgeschwächten Jetstream stationäre Wetterlagen häufiger werden. (Siehe dazu auch: ARD Wetter vor Acht: Klimawandel und die Waldbrände in Kalifornien)

Entsprechend der aktuellen Klimamodelle werden im Kraichgau die Anzahl der Hitzewellen ansteigen: Bis 2050 werden 30 Tage mit Tropennächten erwartet anstatt 10, die in der Vergangenheit im Schnitt üblich waren.

Es müsse das Ziel sein, die CO2 Emissionen bis 2050 komplett zu streichen und in den nächsten 12 Jahren um 40-50% zu reduzieren. Denn sonst sei das CO2 Budget bereits in dieser Zeitspanne aufgebraucht. Die Kosten durch den Klimawandel würden dann die Kosten durch Gegenmaßnahmen um ein vielfaches übertreffen.

Dazu müsste man so schnell wie möglich Kohlekraftwerke abschalten, die energetische Sanierung von Gebäuden deutlich beschleunigen und klimabewusste Investitionen fördern, die beispielsweise durch die Rentenfonds durchgeführt werden. Am einfachsten wäre dies über einen Preis für CO2 Emissionen möglich, womit eine riesige Lenkungswirkung erzeugt würde.

Auch die Kommunen könnten Ihren Beitrag leisten und ihre CO2 Emissionen reduzieren, um die Klimaziele zu erreichen. Als Beispiele nannte er die Städte Mannheim und Heidelberg, die bereits den Weg zur klimaneutralen Kommune gehen. Außerdem würden zahlreiche Wettbewerbe und Förderfonds die Kommunen bei der Entwicklung und Umsetzung eines Klimaschutzplanes unterstützen. So solle man die Klimaschutzmaßnahmen vom Ziel her denken. Das bedeutet, bis 2050 kein CO2 mehr zu emittieren. Außerdem können sich Kommunen in Organisationen wie dem ICLEI oder dem Klima-Bündnis organisieren und Unterstützung erfahren.

Beispiele für gelebten und erfolgreichen Klimaschutz seien ein Stromanbieter im Fichtelgebirge und das Klimaquartier Wuppertal-Arrenberg.

Diesen Punkt ergänzte eine Zuhörerin, mit dem Hinweis, dass der Landkreis Rhein-Neckar auf einer eigenen Webseite die CO2 Bilanz der Kommunen öffentlich ausweist. Näheres kann man unter www.klimaschutz-rnk.de erfahren.

Entwicklung der CO2 Bilanz Rauenberg, 2010-2015: Kaum Bewegung (www.klimaschutz-rnk.de)

Aber nicht nur den Klimaschutz  müssten die Kommune angehen, sondern auch eine Klimaanpassung auf den bereits stattfindenden Wandel. So gilt es die bislang getroffenen Maßnahmen zum Hochwasserschutz zu überprüfen, die auf ein 100jähriges Hochwassereignis in der Vergangenheit beruhen und in Zukunft deutlich häufiger auftreten werden. Außerdem müsse der Waldbrandschutz ausgeweitet und Bewässerungsverbote in Dürrezeiten ausgewiesen werden. Dies hat darüber hinaus zur Folge, dass in der Forstwirtschaft und kommunalen Grünanlagen über die Bepflanzung neu nachgedacht werden muss und Arten ausgewählt werden sollten, die an die neuen klimatischen Bedingungen angepasst sind.

Es bleibt als Fazit zu ziehen, dass uns zwar nur noch 12 Jahre bleiben, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Aber wir haben bereits die technischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten zur Hand, um die Ziele bis 2030 bzw. 2050 zu erreichen. Wir müssen sie nur Nutzen und die Themen anpacken.

Der herzliche Dank der Grünen in Rauenberg für den interessanten und inspirierenden Vortrag gilt Thomas Hirsch, sowie dem Kreisverband Odenwald-Kraichgau und deren Geschäftsführende Ingrid Behner!

 

 

Weiterführende Links:

www.atmosfair.de: Anbieter von CO2 Ausgleichsmaßnahmen

www.aufbruch-am-arrenberg.de: Klimaquartier Wuppertal-Arrenberg

www.climate-development-advice.de: Klimaberatungsgesellschaft

http://cop24.gov.pl: Offizielle Seite der Weltklimakonferenz in Katowice

www.de-ipcc.de: Deutsche Koordinierungsstelle des IPCC

www.fichtelgebirgsstrom.de: Mehrfach ausgezeichneter Ökostromanbieter im Fichtelgebirge.

www.gruene-odenwald-kraichgau.de: Grünen Kreisverband Odenwald-Kraichgau

www.iclei.org: ICLEI, weltweiter Verband von Städten, Gemeinden und Landkreisen für Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung

www.ipcc.ch: IPCC, Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen der Vereinten Nationen, auch Weltklimarat genannt

www.klimabuendnis.org: Klima-Bündnis Europäischer Kommunen

www.klimaschutz-rnk.de: Informationsseite des Rhein-Neckar-Kreises zur CO2 Bilanz der Kommunen

www.klima-kollekte.de: Kirchlicher Anbieter von CO2 Ausgleichsmaßnahmen.

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